Die Frage:
Diesen Monat erreichte mich eine typische NLPler-Frage: „Lieber Marc, ich sehe mich in meinen Zielbildern und -filmen immer nur von außen, also schaue auf mich in der entsprechenden Situation. Damit sind die Gefühle nicht so stark oder eben auch gar nicht vorhanden. Wie kann ich üben, mich in meinem Körper zu sehen und damit intensiver zu empfinden, wie toll sich das anfühlt, was ich erleben möchte?“

Marcs Antwort:
Das ist ein ganz wichtiges Thema aus der Cappuccino-Strategie und ich bin froh, dass ich das hier nochmal gründlich beleuchten kann, um Dich und andere noch besser zu unterstützen. Zur Vorbemerkung: Natürlich gibt es immer diese beiden Möglichkeiten, vielleicht sind es sogar drei Perspektiven:

1. Du siehst Dich von außen, so wie ein anderer Mensch Dich sehen würde. Das nennen wir im NLP „dissoziiert“. Dabei sind meist nur sehr wenige oder gar keine Gefühle zu spüren. Das ist ungünstig, wenn Du Dich in emotional positiven (vergangenen oder zukünftigen) Situationen siehst, eben weil die Gefühle nur schwach oder weg sind. Optimal ist es für negative erinnerte oder vorgestellte Situationen, denn dann sind eben auch in diesen die Gefühle abgeschwächt.

2. Demgegenüber gibt es das „assoziierte“ Vorsstellen einer Situation, Du bist in Deinem Körper drin, siehst durch Deine eigenen Augen die vergangene oder zukünftige Situation und wenn Du an Dir herunterschauen würdest, dann würdest Du Deinen Körper sehen, also Brust, Bauch, Arme und Hände, Beine und Füße. Wenn Du Dir Situationen so vorstellst, dann sind da zumeist sehr viel mehr Gefühle beteilgt, Du erlebst die Szene intensiv. Optimal also für die Planung Deiner Ziele, nicht so toll für alle negativen erlebten oder vorgestellten Ereignisse.

3. In meiner Welt gibt es noch einen undefinierten Beobachterstatus, da bin ich nicht wirklich assoziiert mit meinem Körper dabei, aber ich sehe mich auch nicht von außen. Ich habe eine These dazu: Diese Position kommt aus den Büchern, in denen es einen „auktorialen“ Erzähler gibt. Du erinnerst Dich vielleicht an einen Roman. Da gibt es einen Erzähler, der von allen Figuren alles weiß. Wenn ich das lese, bin ich zwar assoziiert, ich fühle bei einem guten Roman die Emotionen meines Charakters, nehme ich allerdings trotzdem nicht als assoziierter Teilnehmer der Handlung wahr.

Diese 3. Position, das sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt, kenne ich aus der NLP-Literatur nicht. Ich werde das mal nachrecherchieren, sobald ich etwas Zeit finde. Ich vermute nämlich, dass bei vielen Menschen diese Erzählperspektive das eine oder andere Thema beim assoziierten Erleben der eigenen Ziele mit sich bringt. Du wirst dann sozusagen der Held Deiner eigenen Geschichte, fühlst mit, bist aber auf der anderen Seite auch nicht wirklich assoziiert. Meine These dazu: Je mehr Romane Du liest und je mehr Filme Du guckst, um so stärker ist diese 3. Perspektive ausgeprägt. Jeder normale Spielfilm wird ja auch aus dieser dritten Perspektive gedreht, Du bist es also gewöhnt, assoziiert in einer Szene zu sein, aber trotzdem nicht assoziierter Teilnehmer des Geschehens. Ich denke, und da mag ich falsch liegen, dass wir da im NLP nochmal nacharbeiten müssen.

Ziele richtig planen

Doch jetzt zurück zu Deiner Frage: Um das assoziierte Sehen der gewünschten Situation zu üben, würde ich an Deiner Stelle üben, mich an Situationen zu erinnern, die Du vor wenigen Minuten oder Stunden erlebt hast. Wenn Du gefrühstückt hast, dann erinnere Dich einfach im Lauf des Tages daran zurück, wie Du an dem Tisch gesessen hast, wie Du Dein Essen genossen hast, den Tee oder Kaffee oder Saft oder Kakao, wie Du ganz da warst und jeden Bissen genossen hast. Ich vermute nämlich, dass es Dir so geht wie den meisten Menschen, die eben nie so richtig assoziiert da sind, wo sie gerade sind.
Beim Frühstück denken sie über den Tag nach, beim Mittagessen über den Abend, beim Abendessen über den morgigen Tag und so weiter. Damit fällt es dem Gehirn dann logischerweise schwer, sich assoziiert zu erleben. Doch davon handelt übrigens Leben und das ist die wichtigste Aufgabe, die Du hast: Komm in der Gegenwart an, handele im Jetzt, sei ganz da. Schau auf Deine Hände und sei mit Deiner ganzen Bewusstheit nur bei Deinen Händen. Von da ausgehend machst Du einfach weiter, Du bleibst im Moment, bleibst wach, verfügbar, ganz lebendig im Moment. Assoziiert! Und dann wird es Dir mit etwas Übung immer leichter fallen, auch assoziiert Szenen zu erleben, die noch in der Zukunft liegen, eben Deine Träume und Ziele. Probier es aus und berichte mir dann, wie gut es funktioniert.

Alles Liebe!

Dein Marc