Die Frage:
„Meine Frau und ich haben uns schon vor drei Jahren voneinander getrennt, die Kinder sind bei ihr geblieben und das hat auch eine zeitlang ganz gut geklappt. Seitdem ich allerdings eine neue Freundin habe, mit der ich auch zusammengezogen bin, spielt meine Exfrau die Kinder immer mehr gegen mich aus. Das bekomme ich nur dadurch mit, dass meine Tochter mich immer seltener sehen möchte und mein Sohn druckst nur rum, wenn ich mit ihm darüber reden möchte. Wenn ich sie darauf anspreche, sagt sie, dass sie nichts dafür kann. Was kann ich tun, damit meine Exfrau das lässt?

Marcs Antwort:
Diese Frage erreicht mich oft und die Lösung ist nicht so leicht, wie wir uns das wohl alle wünschen würden. Denn je größer der Druck wird, umso größer ist die Bereitschaft der Menschen, andere zu erpressen. In Sachen „Psychospielchen in Beziehungen“ machen leider viele Menschen die Erfahrung, dass die Kinder instrumentalisiert werden, um den Ex oder die Ex zu erpressen. Gerichte sind da im wesentlichen machtlos, Jugendämter und Kinderpsychologen regelmäßig völlig überfordert oder sogar inkompetent.

Das Hauptthema sehe ich darin, dass Menschen, die sich erwachsen verhalten und Win-win-win-Lösungen finden sollten, oft wie kleine Kinder agieren und den Wut, Hass, Zorn oder auch einfach nur die Trauer, Überforderung und Verzweiflung an den Kindern auslassen.

Nur, damit das klar ist: Auch das Verhalten, die Kinder mit Geschenken zu überhäufen, sie zu besten Freundinnnen oder Freunden zu machen oder sonstwie auf seine Seite zu ziehen, gehört zu diesen seltsamen Verhaltensweisen. All das ist verständlich und menschlich nachvollziehbar, nur sollte es möglichst schnell in den Griff bekommen werden, wenn Kinder involviert sind.

Viele unreife Menschen sind schon von Trennungen ohne Kinder massiv überfordert und versuchen mit Anwälten und miesen Tricks, den oder die Ex unter Druck zu setzen. Wenn Kinder im Spiel sind, sollte man sich nur für sie schon entscheiden, einen friedlichen und erwachsenen Weg zu gehen. Das bedeutet gegebenenfalls auch, professionelle Hilfe einzubeziehen, wenn man merkt, dass man die eigene Überforderung nicht in den Griff bekommt.

Für den Betroffenen (meist sind es die Männer) oder die Betroffene, die die Kinder durch diese Psychotricks „verlieren“, empfehle ich aus eigener Erfahrung und dem, was ich bei Teilnehmern beobachtet habe, den Rückzug im Sinne des kaukasichen Kreidekreises. Denn wer in einer solchen Situation noch mehr Druck aufbaut und an den Kindern zerrt, sorgt natürlich dafür, dass der oder die Ex die Psychospielchen noch weiter treibt. Selbstmorddrohungen und viele weitere Spielarten des psychischen Unter-Druck-Setzens sind da eher die Regel als die Ausnahme. Nach dem Motto „Hauptsache die Kinder bleiben bei mir“ wird dann gerne jeder gesunde Menschenverstand verlassen. Finanzielle Engpässe verschärfen das Problem auf beiden Seiten und es kann viel Kraft und Selbsterkenntnis kosten, sich hier immer wieder für einen friedlichen Weg zu entscheiden.

Loslassen bleibt das Mittel der Wahl, denn nur dann wird der andere zumindest nach einiger Zeit hoffentlich auch entspannter werden. Das soll nicht missverstanden werden, die Kinder bleiben damit weiter unter der Kontrolle des psychisch labilen Expartners. Aber sie sind im Alltag typischerweise weniger Übergriffen ausgesetzt. Das ist nicht der Himmel auf Erden, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Wir dürfen uns vermutlich klar machen, dass das Gegenteil von Lieben nicht Hassen ist, sondern Ignorieren.

Wer aber nach einer Trennung erlebt, dass der oder die Ex psychisch auffällige Muster entwickelt, der darf dringend diese Form der Gleichgültigkeit entwickeln. Das kann dann zwar zunächst einen solchen labilen Menschen noch mehr in Wut und Rage versetzen, weil er oder sie dringend beachtet werden möchte. Aber an der Mauer des Desinteresses wird nach einigen Jahren auch das abprallen.

Das ist Selbstschutz und aus diesem Selbstschutz kann dann eben auch wieder die Stärke entstehen, nach der sich die Kinder sehnen und die selbstverständlich sein sollte. Spätestens mit 18 können die Kinder dann wieder wählen und für sich herausfinden, ob und welchen Kontakt sie zu dem jeweiligen Elternteil haben wollen. Nach meiner Erfahrung eher zu dem, der nicht an ihnen herumgezerrt und sie psychisch unter Druck gesetzt hat.

Vielleicht hilft auch noch dieser Hinweis: Achte in einer solchen Situation einmal mehr und ganz besonders darauf, dass Du wieder in Deine Mitte kommst, um von da aus Entscheidungen voller Liebe zu treffen. Liebe lässt los und Liebe erlaubt auch allen anderen Seelen, die Erfahrung zu sammeln, die sie sammeln wollen.

Alles Liebe!

Dein Marc