Die ewige Frage nach dem Sinn des Lebens kann ganz neue Antworten provozieren. Hier ist eine: Ich hatte das offengestanden schon mehrfach immer mal wieder diskutiert – auch an dieser Stelle in meinem monatlichen Newsletter oder in dem einen oder anderen Podcast, Interview und Hörbuch. Könnte ja eben doch sein, dass wir alle, jeder für sich und dann gemeinsam mit den Menschen, die wir als Eltern, Geschwister, Lebenspartner oder Lebensabschnittspartner und wichtigen Freund oder Chef wählen, dieses Leben geplant haben. Ich habe mich gerne gegen die Vorstellung gewehrt (und wehre mich auch weiterhin noch ein bisschen), dass ein mehr oder weniger liebevoller Gott eventuell in Zusammenarbeit mit einem Teufel mein Leben steuert. Das wäre mir zu doof, denn dann komme ich mir vor wie eine Ratte in einem Käfig, die von einer höheren Macht nach Belieben manipuliert, ausgetrickst und gelenkt wird.

Um das christlich-religiöse Bild dann komplett zu machen, würde diese höhere Macht dann am Ende des Lebens oder am Ende der Ewigkeit bei einem (jüngsten) Gericht (was immer das sein soll, eine Mischung aus großer Party und Tribunal) über meinen Einsatz urteilen und mich dann in die ewige Verdammnis schicken, wenn ich mich nicht an das gehalten habe, was dieser Gott cool und richtig findet. Das war und ist mir einfach zu dumm und ich kann kaum verstehen, dass jemand, der den kindlichen Lebensabschnitt hinter sich gelassen hat, das allen Ernstes glauben kann. Doch das ist hier nicht Thema, mir geht es ja nur um Modelle der Welt.

Selbst geplant ist ja schön und gut
Dann könnten wir also einen Schritt weitergehen und weg von der höheren Macht hin zum Gesetz der Anziehung. Ein schöner Fortschritt, wie ich finde, und seit 2004 oder 2005 wurde in diesem Bereich eine echte Flut von Literatur, Filmen und Hörbüchern auf den Markt gebracht, die genau diese These stützen, dass es dieses Gesetz gibt. „Gleich und Gleich gesellt sich gern.“ heißt das passende deutsche Sprichwort dazu. Je positiver Du lebst, je dankbarer Du bist, je liebevoller, je reicher Du Dich fühlst, um so mehr davon kommt in Dein Leben.

Das funktioniert auch und recht zuverlässig und geht auch anders herum. Je mieser, einsamer, kleiner, kränker, dicker und ärmer jemand sich fühlt, desto mehr ist das in seinem Leben. Juhu, ich bekomme die Kontrolle zurück, was sich allerdings auch genau anders herum auswirken kann. Denn der eine oder andere Eso-Wuwu-Spiri-Vertreter wird sich nicht nur in der Verantwortung für seine Schöpfung sehen, sondern dann anschließend gleich auch noch schuldig fühlen für das, was er manifestiert hat. Kreativ-muntere Manifestation und Schuld für die als negativ empfundene Eigenschöpfung und die Vorwürfe an sich und andere liegen da leider eng beieinander.

Dieses Dilemma lässt sich nicht mal eben auflösen, denn das ganze positive Denken kann ja eben trotzdem in ein Chaos führen. Weil der Chef eben ein dummer Sack ist oder der Partner einem wegläuft oder einem Kind etwas zustößt – was auch immer der Schicksalsschlag ist, mit dem Gesetz der Anziehung alleine komme ich da nicht zu einer runden Erklärung der offensichtlichen Dissonanzen und negativen Erlebnisse in meinem Leben und im Leben anderer Menschen. Das könnte nun wiederum zumindest für die Existenz des Teufels sprechen, der uns gemeine Hürden in den Weg stellt.

Zweckoptimismus und Schönfärberei bringen Dich nicht weiter!
Da wäre also das Reframing (Umdeuten) aus dem Modell des NLP ein probates Mittel, um doch noch voranzukommen. Was ist so toll daran?, Wie hat es mich weitergebracht?, Wie kann ich dem blöden Sack, der mir so übel mitspielt, doch dankbar sein? – das wären die möglichen Fragen. Und dazu noch einen schönen, klugen Spruch eines weiseren Menschen, der einem auch nur zeigt, dass man eine Niete ist, wenn das Leben einen überfordert. Nicht viel Gutes kommt dabei heraus, wenn Du an dieser Stelle gräbst, wenn Du in einer Krise steckst. Denn das Schuld geben löst sich nicht mal eben dadurch auf, dass jemand die Verantwortung für sein Leben übernimmt.

Ich gestehe offen ein, dass so mancher meiner früheren Teilnehmer genau diesen Weg weiter gegangen ist, nur noch alles schönredet und im Fall einer Krise oder persönlichen Herausforderung einfach so tut, als sei nichts gewesen. Stopp! Hallo, das war ein Missverständnis. Ich finde Reframing (Umdeutung) klasse, wenn es allerdings zu Blindheit für das eigene Verhalten führt oder die eigene Urteilsfähigkeit eindämmt, dann bist Du vielleicht ein Stück zu weit gegangen. Einfach mal erden, einen Baum umarmen (😊) und hinschauen, was wirklich wahr ist. Du kannst nicht die Themen Deines Lebens lösen, indem Du so tust, als wären sie nicht da. Das ist doch Humbug. Wenn Du einsam bist, bist Du einsam, wenn Du dick bist, bist Du dick und wenn Du arm bist, dann bist Du wirklich und wahrhaftig arm. Du darfst einen anderen Weg finden, darfst langsam den emotionalen Keller verlassen und Dich stufenweise in das Erdgeschoss und dann immer weiter hinaufarbeiten, oder, um es genauer zu sagen, hinaufdenken und -fühlen.

Es ist alles selbst geplant
Okay, dann nehmen wir jetzt mal an, es wäre alles von Dir geplant gewesen, Deine Eltern hast Du nicht nur ausgesucht, Du hast alles mit ihnen vereinbart. Wie mies oder gut sie Dich behandeln, dass sie Dich schlagen, misshandeln oder sonstwie ihrer Pflicht als Eltern nicht nachkommen oder eben Dich mit Liebe überschütten, achten und positiv auf das Leben vorbereiten. Deine wichtigen Partner, Deine eigenen Kinder, Freunde und so weiter, alles von Dir mit ausgesucht inklusive der üblen Dinge, die sie Dir einbrocken, und der schönen Dinge, die ihr miteinander erlebt. Wenn das stimmen würde, dann wärest Du also nicht das Opfer des Teufels, sondern das Opfer Deiner eigenen Seele, Deines höheren Selbst und vielleicht noch eines wahnwitzigen Geistführers. Es kann sogar sein, das habe ich jetzt mehrfach gehört und gelesen, dass der Dich noch gewarnt hat, dass Du Dir zu viel vornimmst, mehr, als Du dann in Deiner Inkarnation als Mensch ertragen kannst. Denn wenn Du drüben bist auf der anderen Seite des Vorhangs, dann sieht das alles so leicht aus, was sich dann hier auf der Erde als echte Herausforderung anfühlt.

Wovon würde Leben dann handeln, wenn das wahr wäre? Von Lektionen etwa, von einer Weiterentwicklung? Oder zumindest doch von einer Erfahrung, die Du machen möchtest, einfach um sie zu erleben. Ja, das ist nah an Schule und Lernen. Immerhin mit dem Unterschied, dass es kein Klassenziel gibt, sondern etwas, was Du Dir für Dich vorgenommen hast. Die Vorteile dieses Weltbildes liegen auf der Hand: Mitleid mit anderen ist erledigt, selbst ausgesucht heißt ja die Devise. Mitleid mit Dir selbst geht immer noch, weil Du Dich ja in Deiner eigenen Aufgabe verhedderst oder weil eben doch Deine Seele Dir etwas zumutest, was Du ja gar nicht schaffen kannst. Gibt es dann zwischendurch eine Hilfestellung von Seele, Geistführer oder Engel? Kann sein, kann auch nicht sein, das ist nicht ganz klar. Hast Du schon mal diese Unterstützung hautnah und beweisbar erlebt?

Wirst Du dadurch liebevoller?
Wenn Du Dir jetzt vorstellst, dass Du zigmal wiederkommst, immer als eine Persönlichkeit, die sich weiterentwickelt, die neue Impulse hat, Themen vertieft, in bestimmten, selbst gewählten Bereichen immer besser wird, dann könnte das System Sinn ergeben. Natürlich mal als Mann und mal als Frau, natürlich bleibst Du das eine Mal nur kurz, Tage, Wochen, Monate, und bei einem anderen Mal bleibst Du lange, vielleicht sehr lange. Du probierst einfach alles aus. Damit Du es richtig genießt, wirklich leidest, ernst genug nimmst und Dich so richtig verzetteln kannst in diesem Spiel, musst Du vergessen, was wirklich wahr ist. Denn wenn Du (und Deine Eltern und alle anderen auch) wüsstest, dass das alles nur gespielt ist, eine große Lebensbühne, die Du ausgestattet hast, dann würdest Du Dich vielleicht einfach nur an den Rand setzen und nicht mehr mitspielen.

Du würdest die anderen Menschen mit ihrem Drama beobachten, würdest lächelnd betrachten, wie sie sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen, sich unglaublich wichtig nehmen, Macht über andere ausüben und sie erpressen, und manchmal eben sogar lachen und sich freuen und glücklich sind. Und das alles würde nichts mit Dir machen. Du würdest ihnen einfach nur zuschauen und Dich fragen, warum ihnen allen nicht auffällt, dass sie nur spielen und so tun als ob das Leben wichtig wäre. Und auch auf diese Frage hättest Du eine Antwort: Sie fürchten sich vor dem Tod, den es eben gar nicht gibt, weil eine unsterbliche Seele nicht sterben kann, weil Energie nicht sterben kann. Energie, das wissen wir alle, kann sich nur verwandeln, verändern, aber nicht gelöscht werden. Also kann auch Deine Persönlichkeit nicht gelöscht werden, sie existiert für den Rest von der Ewigkeit. Die Frage wäre dann eine andere: Wann setzt Du Dich endlich mal in Ruhe an den Rand des Spielfeldes, schaust den anderen ängstlich Herumrennenden schmunzelnd zu und wartest in Ruhe ab, ob etwas Wichtiges passiert? Dann kannst Du erkennen, dass nichts wichtig ist.

Wie es dann weitergeht? Bei den meisten ist es wohl so, dass wieder ein neuer Impuls vorbeikommt. Hunger zum Beispiel oder Ärger über einen anderen oder jemand zwingt Dich oder Du verliebst Dich oder genießt ein Essen oder einen Sonnenuntergang. Und dann springen die meisten Menschen wieder mitten in das Spiel hinein und spielen munter mit. Vielleicht dürfen wir alle einfach nur lernen, uns häufiger an den Rand des eigenen Spielfeldes zu setzen und innezuhalten. Hatte ich Dir schon die tägliche Meditation empfohlen? Die tut wirklich gut. Geht es dann darum, dass Du all die Inkarnationen oder zumindest die jetzige geplant hast, um zu erkennen, dass alles nur ein Spiel ist? Was wäre, wenn das Spiel das Ziel des Spiels ist? Das scheinen mir zu viele Menschen nicht als eine Möglichkeit zu betrachten. Kann doch sein, dass wir alle das Spiel gemeinsam planen. Das Ziel wäre dann, das Spiel eben gemeinsam zu spielen.

Muss denn immer alles ein Ziel haben?
Siehst Du, da könnte eine Falle des Weltbildes versteckt sein: Dass wir immer meinen, der Zweck, Sinn, die Absicht einer Aktion (in diesem Fall des Lebens) müsse ein bestimmtes Ziel sein. Was wäre denn, wenn im Sinne der Sandburg-Strategie nur das Spielen selbst das Ziel ist, um das es geht. Du spielst, um zu spielen. Und während Du spielst, kannst Du lernen zu arbeiten um zu arbeiten, zu lieben um zu lieben und essen um zu essen. Kein wichtiger weiterer Grund für die Handlung außer der Handlung selbst. Würdest Du ein Spiel spielen, nur um es zu spielen?