Die Frage:
„Meine Frau hat mich betrogen und nur durch einen Zufall habe ich es herausgefunden. Nun behauptet sie, dass es nur ein Mal schiefgegangen ist. Aber ich merke, dass ich ihr nicht mehr vertraue und dass ich sie auch nicht mehr liebe. Doch wenn ich jetzt gehe, dann verliere ich den Kontakt zu meinen beiden Kindern. Sie bedeuten mir so viel, ich will sie nicht verlieren, möchte sie jeden Tag großwerden sehen und erleben. Eine Trennung macht das unmöglich und sie will die Kinder auf keinen Fall  mir überlassen. Was soll ich tun? Muss ich ihr verzeihen und einen neuen Anfang mit unserer Beziehung machen? Oder soll ich besser gehen und damit klarkommen, dass ich dann nur noch wenig Kontakt zu den Kindern habe?

Marcs Antwort:
Puh, das ist ein harter Schlag, wenn jemand erfährt, das der eigene Partner oder die eigene Partnerin fremdgegangen ist. In diesem Fall, von dem ich hier berichte, sind auch noch Kinder involviert, was die Trennung natürlich zusätzlich erschwert, denn für den Betrogenen bedeutet die Trennung auch, den Kontakt zu seinen Kindern zu verlieren. Betrogen zu werden, gerade über einen längeren Zeitraum hinweg, das hat viele schmerzliche Aspekte:

• Der eigene Stolz ist verletzt und Minderwertigkeitsgefühle tauchen auf oder werden verstärkt. Fragen tauchen auf: Bin ich gut genug? Warum hat er oder sie mir das angetan? Wie konnte ich nur so blöd sein?

• Das Misstrauen anderen gegenüber wird riesig. Kann ich je wieder vertrauen? Werde ich mich wieder ganz auf einen anderen Menschen einlassen können?

• Wut und Hass können auftreten und das mangelnde Selbstwertgefühl sorgt bei vielen Menschen dafür, dass sie diese negativen Gefühle unterdrücken, sich nicht erlauben, dieser Wut Raum zu geben.

• Die Liebe zerbröselt. Egal wie schlecht es um die Beziehung stand, bei vielen Menschen ist die Hoffnung da, dass es eben doch noch wieder schön werden könnte, dass sich das Blatt wenden könnte, auch wenn bei genauer Betrachtung die Beziehung schon längst kapputt war. Wenn dann einer der beiden die Beziehung durch das Fremdgehen endgültig beendet, ohne es klar zu kommunizieren, wird diese Illusion rückwirkend zerstört.

• Enttäuschung ist natürlich ein großes Thema in diesem Zusammenhang. Und ja, es war eine Täuschung, dem anderen zu vertrauen und diese Täuschung ist nun aufgehoben, richtiggestellt. Das tut weh, denn jede Täuschung, die aufgedeckt wird, ist schmerzhaft.

• Die Zukunft wird in Frage gestellt. Muss man verzeihen? Was sollte man verzeihen? Heißt lieben zu verzeihen? Stimmt das?

• Kann man den Betrüger oder die Betrügerin wieder lieben? Kommen diese liebevollen Gefühle wieder oder ist das für immer vorbei?

Die Herausforderung ist wohl, diese vielen verschiedenen negativen Gefühle zu ordnen, anzunehmen und zu verarbeiten. Ich habe dazu, mitten in Marcs kleiner Welt, ein paar Thesen: Der bisherige Partner oder die Partnerin ist am wenigsten geeignet, einen dabei zu unterstützen. Die Ambivalenz passt zu der, die sexuell missbrauchte Menschen haben: Sie hassen den Betrüger und gleichzeitig sollen, wollen oder müssen sie ihn zumindest mögen. Das kann nicht gut gehen! Distanz, räumlich und emotional, ist wohl das einzige Mittel.

Wie lange das dauert, diese Gefühle zu verarbeiten, kann wohl niemand vorhersagen. Vermutlich ist der betrogene Partner zudem sehr schlecht darin, sich selbst die passende Umgebung für die Heilung zu erschaffen. Er oder sie weiß oft nicht, was gut täte, wo er oder sie sich wohlfühlen würde. Das wäre die passende Hilfe von anderen, diesen Menschen dabei zu unterstützen. Entzug von dem betrügenden Menschen ist in meiner Welt der entscheidende Schritt. Viele Menschen machen hier den entscheidenden Fehler, suchen, etwa wegen der Kinder, weiter die Nähe des Übeltäters. Das verhindert die emotionale Heilung und führt nur noch mehr ins Chaos.

Ja, das kann in unserer Gesellschaft bedeuten, dass vor allem die Männer ihre Kinder nicht mehr sehen, da die Frauen typischerweise von den Gerichten die Kinder zugesprochen bekommen, auch heute noch. Und wenn zum Beispiel wie in diesem Fall die Frau den Mann betrogen hat, wird sie praktisch für den Betrug damit belohnt, dass sie ihm anschließend auch noch die Kinder vorenthalten kann. Ob das sinnvoll ist, das müssen Familienrichter entscheiden, die sich für diesen Beruf für qualifiziert halten. Mein Thema ist die emotionale Seite der Medaille. Und dazu kann ich nur sagen, dass der verletzte Partner sicher erst sich heilen und zur Ruhe kommen darf, um dann wieder optimal die Kinder unterstützen zu können. Und nur am Rande: Sich in eine neue Beziehung zu stürzen, um die Verletzung zu heilen, ist sicher auch ein sehr ungeeigneter Weg.

Kann eine solche zerstörte Partnerschaft wieder gelingen, können die liebevollen Gefühle zurückkehren? Das muss vermutlich jeder für sich beantworten. Es gibt Menschen, die dann erst so richtig Gas geben, um den anderen zurückzuerorbern. Da ist Ehrlichkeit den eigenen Gefühlen gegenüber gefragt. Es gibt eben nicht die eine Lösung, die für alle gilt. In Marcs kleiner Welt ist das eindeutig: Ich habe noch bei niemandem erlebt, dass nach dem Fremdgehen die Beziehung wieder gut wurde. Und ich habe eine Reihe von Teilnehmern, die sich das einreden. Wenn ich dann genau hinschaue, sind die einfach nur tief verletzt von dem, was geschehen ist, trauen sich eh niemanden zu, der sie wirklich liebt, oder laufen eben vor den eigenen negativen Gefühlen davon.

Meine Empfehlung ist, jedes einzelne negative Gefühle anzunehmen, zu durchleben, anzuerkennen und damit das Thema auch energetisch für sich zu lösen. Diese Heilung, das möchte ich nochmal betonen, benötigt Zeit, die alleine verbracht werden darf, so gut es möglich ist. Die darfst Du Dir gönnen, damit Du wieder ganz wirst. Danach und wirklich erst danach kannst Du dann Dein neues Leben planen.

Danke und alles Liebe!

Dein Marc