Es beginnt mal wieder an einer ganz einfachen Stelle: Ich kenne aus dem Teilnehmerkreis und auch privat ein paar Menschen, die – wie viele andere auch – Geldmangel in ihrem Leben hatten, einige waren sogar richtig pleite oder hatten Schulden. Diese Menschen haben dann den Fokus darauf gelegt, möglichst viel Geld zu manifestieren. Der Hauptantrieb dabei: Raus aus dem Mangel zu kommen. Diese Menschen treffe ich dann zum Teil viele Jahre später, nachdem sie bereits Multimillionäre geworden sind. Jetzt kam es zu der spannenden Frage: Ist der Mangel damit endgültig aus ihrem Leben verschwunden?

Das wäre ja von außen betrachtet einerseits logisch, denn wenn diese Menschen jetzt Geld im Überfluss haben, einige haben mehrere hundert Millionen Euro oder US-Dollar, dann ließe sich ja vermutlich damit auch in anderen Lebensbereichen schnell der Mangel abstellen. Zumal für viele Menschen Geld so etwas wie eine Universallösung für alle Probleme ist, die es gibt. Neben rein materiellen Themen, die dann gelöst sind, gehen sie eben davon aus, dass Geld ihnen Zeit und Möglichkeiten verschafft, die sie dann nutzen würden. Also müsste ja dann bei diesen wohlhabenden Menschen alles in Butter sein.

Andererseits steht ja eine wichtige These von Esther Hicks/Abraham im Raum: „There is never a happy ending to an unhappy journey.“ – sehr frei übersetzt: Wenn Du aus dem Mangel heraus startest, kannst Du keine Fülle anziehen, sondern der Mangel wird tendenziell sogar größer werden. Das Gesetz der Anziehung ist ja nicht so komplex, sondern im Gegenteil sehr einfach zu verstehen. Doch das würde ja dann bedeuten, dass aufgrund des als Startenergie genutzten Mangelgefühls auch wieder nur Mangel entstehen kann. Stimmt das?

Erstaunliche Beobachtung

Ich habe beobachtet, dass diese reichen Menschen sehr häufig sogar einen sehr großen Mangel in praktisch allen anderen Lebensbereichen erleben. Das kann bei Liebesbeziehungen sein, manchmal auch ein Mangel an verlässlichen Freundschaften, Mangel an Gesundheit, an Freizeit, an Begeisterung oder beruflichem Erfolg, weil sie eben wegen des vielen Geldes nicht mehr arbeiten und sich absolut überflüssig vorkommen. Wenn Du ein bisschen Abstand nimmst und genau hinschaust: Da ist dann oft genug ganz viel Mangel.

Es scheint also zu stimmen, was Esther Hicks sagt, und der weitere Fokus auf das liebe Geld, das aber eben nur aus der Vermeidung von Mangel angezogen wird und für das im Übrigen unglaublich viel Lebensenergie aufgewendet wurde oder wird, führt zu einem fortgesetzten, stärker werdenden Mangel in anderen Lebensbereichen. Wir alle dürfen also unseren Blick erweitern, dürfen verstehen, dass Orte, Umstände und beteiligte Personen, ja sogar die inhaltlichen Themen sich verändern, das Prinzip bleibt gleich und einheitlich: Mangel zieht Mangel an, nur kann eben der Mangel beim Geld dann zu einem Mangel in anderen Lebensbereichen führen.

Warum haben die dann soviel Geld?

So kam es logischerweise zum nächsten Aspekt und der Frage: Warum haben die denn dann trotz des Mangelgefühls so viel Geld? Ich habe bei vielen dieser Menschen beobachtet, dass sie nie das Gefühl haben, wirklich viel Geld zu haben. Es ist ein Fass ohne Boden, sie kriegen den Hals nicht voll, sind engstirnig und zum Teil sogar geizig. Selbst bei kleinen Geldbeträgen fürchten sie sich, dass sie zu viel bezahlen könnten, und auch wenn sie sehr wohlhabend sind, vermeiden sie jede Geldausgabe. Insofern, Teil 1 der Antwort, führt nicht mal der Besitz erheblicher Summen Geldes zu dem Gefühl der Fülle.
Oder – und das ist eine andere Spielart des Mangels – sie schämen sich so für ihren Reichtum, dass sie ihn nie zeigen können. Sie kaufen sich kleine Autos, wohnen in unscheinbaren Häusern und gönnen sich nichts, was offen sichtbar wäre, weil andere neidisch sein könnten – so die offizielle Begründung. Du kennst mich gut genug, dass Du weißt, dass ich auch das hinterfrage: Was wäre, wenn diese Menschen sich für ihren Wohlstand schämen, weil sie ihn sich selbst nicht gönnen? Das wäre dann mal wieder etwas für Fortgeschrittene. Wieso schämt sich jemand für etwas, wenn er doch sein ganzes Leben und ganz viel Lebensenergie dafür gegeben hat? Das scheint unlogisch. Ist es sicher nicht, wenn Du die beteiligten Gefühle verstehst.

Schamgefühl wegen Reichtum

Da darfst Du mal wieder in Zeitlupe gehen und Dir vorstellen, wie jemand sich wohl fühlen wird. Das geht (vermutlich ist auch diese Beschreibung eher etwas für Menschen, die sich mit dem Fühlen schon besser auskennen) ganz einfach: Es beginnt damit, dass sich jemand etwa nicht traut, sein Traumauto zu kaufen, das zum Beispiel 300.000 Euro kostet, weil er sich schämt, dass jemand ihn damit sehen könnte.
Jetzt kommt die wichtige Stelle: Warum schämst Du Dich? Du kannst auch mitspielen, wenn Du keine 300.000 Euro für ein Auto ausgeben kannst, sondern Dich für etwas anderes schämst. Also: Was löst das Schämen aus? Ein Beispiel: Derjenige schämt sich, weil jemand ihn für arrogant halten könnte. Weil sozusagen die anderen meinen könnten, er würde sich über sie stellen, weil er das teure Auto hat. Aber – auch das nur ein Beispiel, da darfst Du genau hineinfühlen – Gefühle, die wir anderen zuschreiben, müssen wir selbst erst in uns haben. Woher sollten wir sonst wissen, was die anderen glauben. Also glaubt er selbst über sich, dass er arrogant ist und das teure Auto nur seinen eigenen (!) Schein wahren würde, dass er ein ganz toller Hecht ist. Deshalb muss er das vor anderen verstecken.

Ich weiß, das muss nicht stimmen, ist nur eine Möglichkeit, was im Einzelfall in dem Menschen passiert. Doch zurück zu unserem Thema von oben: Es wäre wieder mal ein Mangel erkennbar, der Mangel an Sich-selbst-mögen, der eben mit Geld kompensiert werden soll. Der darf dann aber nicht offensichtlich kompensiert werden, weil ja sonst jeder andere merken würde, dass der nur kompensiert ist und dass sich derjenige immer noch für den nichtsnutzigen Menschen hält.

Mag sein, dass Dir das um die Ecke gedacht vorkommt. Ich habe allerdings herausgefunden, dass dieses kleine bisschen um die Ecke denken, sozusagen nur einen Schritt weiter, zu ganz besonderen Ergebnissen führt, zu neuen Einsichten, die Dich wirklich voranbringen.

Es geht nicht um die Wahrheit

Nochmal zum Verständnis und zur Klarstellung: Es gibt keine objektive Welt da draußen, keine Realität. Der Reiche, der sich das Auto, das Haus, die teure Reise nicht leistet aus Schamgefühl ist kein doofer, schlechter, nichtsnutziger Mensch. Er hält sich nur für einen. Und das versucht er nun vor der Welt zu verstecken.

Hier kannst Du lernen: Wir alle scheinen die Dinge verstecken zu wollen, die wir an uns als Manko empfinden und von denen wir überzeugt sind. Doch gerade dadurch, dass wir sie zu verstecken versuchen, wird der von uns empfundene Mangel so gut sichtbar, alle sehen ihn, alle nehmen ihn an, alle gehen damit um. Nur Du nicht. Du bleibst im Versuch, den Mangel zu verstecken, und vermutlich kritisierst Du andere dafür, bei denen Du denselben Mangel entdeckst. Das wäre jetzt also die perfekte Gelegenheit, Dir Deiner Mangelthemen bewusst zu werden. Du kannst dann immer daneben schreiben, wie Du dieses persönliche Manko auszugleichen versuchst, was es nur noch offensichtlicher macht – manchmal nur für Dich, oft genug auch für andere, die bereit sind hinzugucken.

Ein paar Ideen…

Vielleicht bist Du in einer armen Familie unter schwierigen Bedingungen groß geworden und trägst seitdem das Gefühl mit Dir herum, die anderen seien einfach etwas Besseres als Du. Dann würdest Du versuchen, diesen Mangel durch Wissen, Geld, Freundschaften und die damit verbundene Anerkennung, Auszeichnungen oder so etwas zu kompensieren. Doch egal, welche Kompensationsmaßnahme es in Deinem Fall ist, es bleibt ein Fass ohne Boden, Du kannst nicht genug davon bekommen. Warum? Weil Du ja vorher schon entschieden hast, dass die anderen besser sind als Du, woran auch immer Du das fest machst.
Oder Du würdest Dich für zu dick halten und Dich selbst als hässlich und nicht liebenswert einschätzen. Dann könnte es sein, dass Du ebenfalls in einem anderen Lebensbereich kompensieren müsstest, das könnte Performance im Job sein oder auch, dass Du zu jedem einfach supernett bist, damit jemand Dich trotzdem lieben würde. Das hoffst Du vordergründig, denn insgeheim wärest Du Dir sicher, dass Dich sowieso niemand mag.
Möchtest Du noch ein wirklich schräges weiteres Beispiel? Im Fall des Übergewichts könnte es auch noch eine Ecke mehr geben. Diese Person könnte sicher sein, dass sie so wie sie ist eben nicht okay ist. Dazu würde sie die Kriterien, an denen sie es merkt, natürlich am besten mit Metamodell-Fragen herausfinden. Dann könnte diese Person übergewichtig sein, damit das eigentliche Manko, warum sie nicht gemocht wird, nicht sichtbar ist.
Konkret: Die Menschen würden sie dann nicht ablehnen, weil sie ein dummer Mensch ist, sondern „nur“, weil sie übergewichtig ist. Nochmal langsam: Sie hält sich für dumm (faul oder irgendwie anders schlecht). Dummheit ist in ihrer Welt angeboren, nicht zu beseitigen. Schach matt, sozusagen. Doch dann wird sie dick und sie wird dafür in der Schule gehänselt oder so. Das heißt, das Dicksein ist der neue oberflächliche Grund, warum niemand mit ihr zu tun haben möchte. Und da sie so die anderen Menschen auf Abstand hält, kommt niemand nah genug heran, um herausfinden zu können, dass sie eigentlich dumm ist, was sie natürlich nur über sich glaubt.

Das Dicksein wäre ein phantastischer Schutz davor, dass die Dummheit enttarnt würde. Cool, oder? Und die Person würde dann Diäten machen und alles Mögliche probieren, was natürlich nie Erfolg haben könnte, weil ihr Unterbewusstsein das ja nur als Ablenkungsmanöver entwickelt hat.

Schau dahinter

Übe Dich also darin, immer mindestens eine Ebene dahinter zu schauen, um herauszufinden, was das wirkliche Thema ist, das Du lösen darfst. Dafür kannst Du Dir vorstellen, dass die Schutzmaßnahme wegfiele und dann überprüfen, welche limitierenden Glaubenssätze hinter dem eigentlichen Thema vorhanden sind beziehungsweise was die negativen Auswirkungen wären.

Wenn Du bei einem Thema schon länger nicht weitergekommen bist, dann wäre das meine Herangehensweise, weil Du so herausfinden kannst, welchen limitierenden Glaubenssatz Du wirklich lösen darfst. Wenn Du den Schutzmechanismus bekämpfst, wird sich die Lösung nicht einstellen können. Das bedeutet eben auch für die Menschen, die dem Geld hinterherrennen und alles nur in Vermögen umrechnen, dass dies vermutlich ein Schutzmechanismus ist, der sie davor bewahrt, von den anderen enttarnt zu werden. Schau hin, fühl in Dich hinein, löse den Glaubenssatz und finde damit eine sanfte und liebevolle Lösung für Deine Themen.