Lass es uns diesen Monat ganz simpel angehen, streng logisch, wie ich finde. Mag natürlich sein, dass es Dir gar nicht so logisch scheint, und doch ist mein Plädoyer für Dich und den Umgang mit Dir. Bevor ich Dich allerdings vor die Wahl stelle, ob Du nun rechts oder links herum gehst, für welchen Weg Du Dich entscheidest, möchte ich ein bisschen erklären, möchte ich die Alternativen klar machen und natürlich auch ein bisschen darüber erzählen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Angefangen hat es nämlich ganz anders, glaube ich zumindest.

Anfangs warst Du echt okay

Als Du angekommen bist auf diesem Planeten – also ich meine in diesem Leben, nicht das erste Mal, als Du Dich entschieden hast, einen Mensch-sein-Zyklus auf der Erde zu beginnen – da fandest Du Dich echt okay. Angeblich, das behaupten Wissenschaftler, sollst Du keine Idee gehabt haben, dass Du Du bist. Wir Menschen sind angeblich so bescheuert, dass wir alleine ein Jahr oder noch länger brauchen, um zu realisieren, dass unsere Nase unsere Nase ist. Kann ich jetzt nicht beurteilen, spielt auch nicht wirklich eine Rolle. Mir geht es ja um etwas anderes. Du hast Dich toll gefühlt, eins mit der Welt und vielleicht hattest Du im Gegensatz zu dem einen oder anderen vielleicht sogar einen schönen Start in dieses Leben, ohne Schreie, Schläge und andere Belästigungen oder was Eltern sonst noch so ihren Kindern antun.

Jedenfalls kam dann bei ganz vielen von uns eine Phase der Kritik. Deine Eltern und andere Menschen gaben Dir Feedback auf die eine oder andere Weise, dass Du nicht okay bist so wie Du bist. Das ist jetzt individuell in zweierlei Hinsicht unterschiedlich: 1. Ist es ja die Frage, wie das Feedback kam, dass Du nicht okay bist. 2. Weiß ich natürlich nicht, wie alt Du warst, als dieses Feedback Dich erreichte. Natürlich ist auch nicht klar, ob das so gemeint war. Vielleicht wollten Deine Eltern nur, dass Du den Teller leer isst. Oder dass Du mehr Klavier übst, Vokabeln lernst. Oder das wunderschöne Mädchen (der supercoole Junge) auf dem Schulhof hat Dir einen Korb gegeben. Oder Du hast sie oder ihn überhaupt nie angesprochen, da Du da schon wusstest, dass Du nicht okay bist.

Bist Du normal und angepasst…

Jedenfalls kommt bei den meisten von uns dann eine Zeit, in der wir vollkommen sicher und überzeugt sind, dass wir nicht okay sind. Für die Schule und die Gesellschaft ist das vorteilhaft, denn ab dieser Erkenntnis gibt es letztlich – ein bisschen schwarz-weiß gemalt – nur zwei mögliche Reaktionen: Du fängst an Dich mehr anzustrengen, nach der Decke zu strecken und ganz viel zu machen, was man eben tut, um doch noch mit all den Fehlern ein nützliches, anerkanntes, gelobtes Mitglied der Gesellschaft zu werden. Angepasst ja, dafür allerdings gut ausgebildet, mit einem ordentlichen Lebenslauf, gerne verheiratet, verschuldet, in einem Job, der so lala ist und gutes Geld bringt. Weihnachten verbringst Du immer noch mit Deinen Eltern, natürlich mit Deiner eigenen Familie. Guten Sex kennst Du vom Hörensagen, Du hast ihn nie wirklich genossen, bei allem anderen hältst Du Dich an die gesellschaftliche Konvention.

…oder hast Du Dich damit abgegeben, anders zu sein?

Oder Du hast aufgebeben, kamst eben nicht mit, mit den Anforderungen der Gesellschaft, Deiner Eltern, Deiner Freunde oder Deines Arbeitgebers. Das kann in der Schule passiert sein oder auch erst danach. Einige erleben das erst, wenn sie älter sind und aus dem angepassten Leben aussteigen und die Eltern und Freunde Druck machen, dass sie doch gefälligst wieder ein normales Leben leben sollen. Da wird dann schonmal richtig Druck gemacht. Ich staune, auf was für Ideen Eltern kommen, um ihre erwachsenen Kinder wieder einzunorden, damit diese den gesellschaftskonformen Weg gehen. Kann man so oder so sehen: Bemühst Du Dich angepasst zu bleiben? Oder gehst Du einfach mehr oder weniger Deinen Weg und weißt, dass Du nicht dazugehörst, obwohl es Dir lieber wäre, wenn die anderen Dich okay finden würden.

Was bleibt Dir jetzt wirklich übrig?

Da sind wir nun schon beim Thema. Nochmal langsam! Du weißt, dass Du nicht okay bist. Mag sein, dass Du nicht genau weißt, was es an Dir oder in Dir ist. Nur dass es so ist, das weißt Du sicher. Jetzt kommt die schräge Reaktion Deines Unterbewusstseins: Es versucht alles, um das zu verstecken, was Du über Dich ja schon weißt. Das ist übrigens unabhängig davon, ob Du mit den Wölfen heulst, also angepasst bist, oder ob Du den Weg des Außenseiters gehst. In beiden Fällen versucht Dein Unterbewusstsein Deine Andersartigkeit, also den wahren Grund, warum Du nicht dazugehörst, nicht sichtbar werden zu lassen.

Das ist nun mal wirklich faszinierend! Sogar dann, wenn Du mit Tattoos, Piercings, einem ungewöhnlichen Lifestyle oder auf welche andere schräge Weise scheinbar auf Deine Außenseiterrolle hinweist, versteckst Du in meiner Welt diesen einen Fehler immer noch hinter der Fassade. Ist ja nur eine These von mir und Du darfst da bei Dir selbst mal hinschauen. Am Ende, wenn meine These stimmt, stehen also beide Typen gleich gut oder schlecht da: Die einen treiben einen erheblichen Aufwand, um sich konform zu verhalten und nicht aufzufallen, so dass hoffentlich niemand auf die Idee kommt, mit ihnen könnte etwas nicht stimmen. Die anderen treiben einen erheblichen Aufwand, um sich als besonders darzustellen, als Außenseiter, damit ebenfalls niemand genauer nachguckt, was mit ihnen nicht okay ist.

Der Aufwand ist echt ermüdend

Beide Wege sind auf Dauer unheimlich ermüdend, in meiner Welt der Grund dafür, dass die Menschen so völlig ausgelaugt, so fertig sind. Aus Sicht Deines Unterbewusstseins mag das alles sinnvoll sein, denn es versteckt ja nur das eine Thema, das niemand wissen soll, vermutlich nicht einmal mehr Du selbst. Jetzt kommt also die entscheidende Frage: Bist Du bereit hinzuschauen und das eigentliche Thema zu überwinden? Das würde – lass mich Werbung machen – echt klasse sein, wenn Du es überwindest, weil Du dann gaaaaanz viel mehr Energie für Dein normales Leben haben würdest. Und Du könntest dann gleich den ganzen Aufwand vergessen, weil Du es ja nicht verstecken müsstest. Dein Unterbewusstsein glaubt dann übrigens, dass Du quasi tot bist, wenn das rauskommt – nur so zur Info für Dich… .

Ich habe sogar ein paar Vorhersagen oder Ideen, um was es im Kern geht: Du bist (zu) doof, hässlich, alt, schwach, inkompetent, nicht intelligent, unwissend, ein Null-Ckecker, eine faule Sau, dämlicher Abschaum, ein Idiot oder so etwas ähnliches. Das ist es, was Du im Kern über Dich glaubst und was Du seit Jahren vor Dir und der ganzen Welt versteckst.

Jetzt kommen die zwei Alternativen

Wenn Du jetzt an diesem Punkt bist, dann gibt es nur noch zwei sinnvolle Alternativen: Du machst Deinen Frieden damit, dass Du so bist. Dümmer als andere Kinder oder langsamer, ein Trottel, ein Nichtsnutz oder was auch immer Dir Deine Eltern glauben machen wollten. Du machst also wörtlich Deinen Frieden damit, dass Du so bist wie Du bist. Kannst dann auch gleich alle in Deiner Umgebung darüber informieren, dass Du es ab heute nicht mehr versteckst und auch nicht mehr versuchst zu verstecken. Kritik kann Dich dann nicht mehr treffen, weil Du die größte Kritik an Dir selbst ja selbst aussprichst und benennst und öffentlich machst. Damit ergibt sich eine neue Chance für Dich: Weißt Du, Du darfst den Rest des Lebens mit Dir verbringen, dazu gibt es wohl keine echte Alternative. Also kannst Du auch gleich ganz offen kundtun, was mit Dir nicht okay ist.

Dann gibt es noch eine zweite Möglichkeit mitten im Modell des NLP: Du schaust Dir den Glaubenssatz, den Du zu verstecken versuchst, genau an und löst ihn auf, etwa mit Timeline-Arbeit oder mit Metamodell-Fragen. Dann würde dieser Satz seine Gültigkeit verlieren und Du müsstest in der Folge keinen Aufwand mehr treiben, um ihn zu verstecken, weil da nichts mehr wäre.

Echter Frieden ist nur in Dir nötig!

Ob das die Kritik Deiner Eltern an Dir ändert, das kann ich nicht vorhersagen. Sie werden vermutlich in beiden Fällen nicht so recht verstehen, was mit Dir passiert. Außerdem kann es gut sein, dass eine wichtige Antriebsquelle für Dich wegfällt, dass Du mindestens für ein paar Wochen nicht mehr wie bisher motiviert bist bestimmte Dinge zu tun. Das ist keineswegs bedrohlich oder falsch, ganz im Gegenteil wäre es nur ein Hinweis darauf, dass Du auf einem guten Weg bist. Wahrnehmen würdest Du das vermutlich anders, denn wenn Du den zentralen Fehler findest und offen damit umgehst oder den dahinterliegenden Glaubenssatz auflöst, dann bricht eine wichtige Säule Deiner bisherigen Motivation weg.

Keine Frage, das einzige, was Dir auf diesem Weg hilft, ist absolute Ehrlichkeit Dir selbst gegenüber. Du darfst ja erkennen und aussprechen, was es wirklich ist, was an Dir nicht okay ist. Ich erlebe uns Menschen in einer Zeit, in der die meisten von der eigenen Show, die sie seit Jahren aufrecht erhalten, aufgefressen werden. Vielleicht ist es gut so, dass es immer schwerer wird, die Fassade aufrecht zu erhalten, das mag die neue Energie sein, dass die alten Fassaden bröckeln und der Energieaufwand zum Erhalten der Show immer größer wird, bis die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Also kannst Du Dich auch gleich darauf einlassen und Vollgas geben. Das wäre jedenfalls meine Empfehlung.