Was uns interessiert ist die Reaktion! Okay, der lange Weg zu diesem Thema beginnt bei Schule, Erziehung und endet bei Gesprächstherapie und herkömmlichen Coaching Methoden. „Mach nicht, was ich mache, mach das, was ich sage.“ – so lautet das Motto der meisten Menschen, die anderen etwas beibringen wollen. Ob die Eltern Ordnung halten, das prüfen sie nicht, wenn sie ihrem Kind das Kommando geben, sein Zimmer aufzuräumen. Lehrer machen ganz oft ihre eigenen Aufgaben nicht richtig gut, aber von den Kindern verlangen sie es.

So kommt es zu dem unsinnigen Trugschluss, dass es auf die Antworten ankäme, die jemand gibt. Und wir selbst sind dann über uns erstaunt, dass wir uns schon 100 Mal vorgenommen haben, weniger Schokolade zu essen und mehr Sport zu treiben, es dann aber im Alltag eben doch nicht hinkriegen. Der Grund ist einfach: Nicht das, was Du denkst (Denken ist meist Reden in Deinem Kopf) zählt, sondern ob Du etwas denken kannst, auf das Du anders reagierst. Danach müsstest Du suchen. Moment, das erkläre ich Dir in aller Ruhe:

Lass uns bei den anderen beginnen
Bei anderen kann ich Dir das leicht deutlich machen, nimm eine normale Coaching- oder Seminar-Situation, die Du übrigens auf alle anderen Lebensbereiche übertragen kannst. Die meisten Menschen, die zu mir kommen, sind auf der Suche nach dem Warum. Typische Fragen dieser Menschen sind:

  • Warum bin ich unglücklich?
  • Warum behandeln mich meine Kinder/mein Partner/mein Chef so schlecht?
  • Warum verdiene ich so wenig?
  • Warum ist mein Leben so langweilig?
  • Warum ist meine Beziehung so mies?
  • Warum ist mein Auto so hässlich?
  • Warum kriege ich es nicht hin?
  • Warum bin ich so dick, so unsportlich oder was auch immer?

Warum, warum, warum… .
Mit diesen Fragen suchst Du nach Antworten. Du möchtest verstehen, warum etwas so ist, wie es ist. Willst weniger die Zusammenhänge verstehen, als vielmehr den Grund, die Ursache, das ursprüngliche Ereignis und so fort. Du suchst in Deiner Vergangenheit nach einer Antwort. (Da ist es wieder, Du suchst eine Antwort!)

Nun stell Dir vor, der liebe Gott hätte einen guten Tag, er würde direkt vor Dir eine kleine Klappe öffnen, Du würdest sein Gesicht vor Dir sehen und er würde Dir den Grund für Dein Verhalten und für Deine Situation nennen. Je nach Grad Deiner religiösen Ausrichtung oder esoterischen Verrücktheit könnten da solche Antworten kommen:

  • „Du wirst von mir (Gott spricht zu Dir!) auf eine harte Probe gestellt und ich will wissen, ob Du diese Hürde meisterst. Falls nicht kommst Du nicht in den Himmel.“
  • „Bei Dir ist mir ein Fehler unterlaufen, aber ich bin nicht in der Lage, den wieder gutzumachen.“
  • „Bei deiner Geburt ist eine Straßenbahn quietschend um die Ecke gefahren und dadurch bist Du in diese Situation gekommen.“
  • „Deine Eltern waren einfach miese Schweine und daher bist Du so geworden.“
  • (oder esotersicher) „Dein Geistführer wollte Dir mal so richtig einen reindrücken, weil er Dich so mies findet und weil Du ihn in seinem letzten Leben auf der Erde, als Du oben gelieben bist, hängengelassen hast.“
  • „Deine Seele wollte die Erfahrung machen und lässt Dich nun munter durch die Hölle gehen hier auf der Erde und hat einen Heidenspaß daran, Dich leiden zu sehen.“
  • (oder für die Kämpfer unter uns) „Nur mit Druck entstehen Diamanten und mit all dem, was Du in diesem Leben abbekommst an harten und unerträglichen Umständen wirst Du eines Tages entweder völlig fertig sein oder ein ganz toller Diamant. Der Himmel und alle Engel drücken Dir die Daumen.“

Du kannst jetzt gerne noch mehr Antworten finden, die Dir besser passen und zu Deinem Weltbild ideal dazugehören. Du wirst immer dasselbe merken: Die Antwort könnte noch so wahr sein, sie wird Dich nicht weiterbringen. Bitte, probier das jetzt gleich aus!

Was Du daraus lernen kannst
Warum-Fragen bringen zwei wesentliche Probleme mit sich:

  1. Sie sind in die Vergangenheit gerichtet, suchen eine Ursache in der Vergangenheit und wollen damit die Gegenwart erklären. Die dahinterliegende Logik ist die der Einsicht-Therapie: Wenn ich weiß, warum ich mich so oder so verhalte, dann ist das Problem gelöst. Das ist Quatsch!
  2. Sie fördern als Ergebnis eine Antwort zu Tage. Eine Antwort jedoch führt nicht zu einem neuen Verhalten. Eine Antwort ist meist eher eine Entschuldigung dafür, dass ich so bin, mich so verhalte oder dass mir etwas Bestimmtes widerfahren ist.

Doch was willst Du wirklich?
Hier kommt also die entscheidendere Frage: Was ist Dein Ziel? Ich mag, das weißt Du vermutlich schon, wenn Menschen wirklich ehrlich sind und mir sagen, was sie wirklich wollen. Das erfordert allerdings Bewusstheit für sich selbst, Bewusstheit für die unterbewussst ablaufenden Reaktionen und eine Bewusstheit dafür, was Du wirklich fühlst. Alle drei Arten von Bewusstheit sind sehr untypisch für die normalen Menschen (ich würde sagen, die Menschen aus dem „Mischgebiet“). Also kann es sein, dass es auch für Dich eine kleine Herausforderung ist, Dein Ziel jetzt klar zu erkennen. Daher mache ich Dir Vorschläge, die es Dir erleichtern und denk daran, es sind nur Thesen, keine Wahrheiten:

  • Du möchtest, dass die gemeinen Menschen aus Deinem Leben verschwinden.
  • Du möchtest ein neues Verhalten zeigen in bestimmten Situationen.
  • Du möchtest auf das, was im Außen passiert, anders reagieren als bisher.
  • Du möchtest, dass andere Menschen in Deinem Umfeld sich anders verhalten.
  • Du möchtest ein schönes Leben mit vielen guten Gefühlen haben.

Ich hoffe, dass bei dieser Auswahl das eine oder andere für Dich dabei ist. Und wenn das so ist, dann sind wir genau beim Kernpunkt meines Artikels: Du möchtest bei Dir oder bei anderen Menschen eine andere Reaktion erleben. Du willst ein neues Verhalten erreichen. Ein neues Verhalten ist etwas anderes als eine neue Antwort.

Hör auf, weiter nach Antworten zu suchen

In Bezug auf mein Business bedeutet das: Trainer, Coach oder Autor zu sein handelt von der Fähigkeit, Menschen zu einem neuen Verhalten zu bewegen. Die Wahrheit ist jedoch, dass die meisten Trainer darin ziemlich ungeeignet sind, dauerhaft neue Verhaltensweisen in den Teilnehmern zu erreichen. Trainiert werden immer noch Antworten, wie seinerzeit in der Schule.

Eventuell gibt es Übungen, die die Veränderung bewirken sollen. Das ist so, als würdest Du in einem Seminar einen Tag lang üben, die Schokolade wegzulassen. Wirst Du Dich danach dauerhaft anders ernähren? Die Chancen sind gering. Darunter sind auch neue Antworten, die die Teilnehmer noch nie gehört haben. Und die schreiben sie dann in herkömmlichen Seminaren fleißig auf, markieren sie in Büchern, die sie lesen, und erzählen ihren Freunden davon, dass sie eine neue Antwort gefunden, gehört oder gelesen haben. Doch anders verhalten, das kriegst Du damit nicht hin.

Achte nur noch auf das Feedback

Das einzige Thema ist doch, ob Du mit Deinen Gedanken (also den Sätzen, die Du zu Dir selbst sagst) das erreichst, was Du erreichen möchtest. Nur das zählt, Du willst eine neue Reaktion, eine andere als bisher. Ich bleibe bei einem meiner Lieblingsthemen, das Essen von Vanillepudding und Eis mit Sahne. Wenn ich zu mir sage: „Das sollte ich aber nicht essen.“ oder „Das ist ungesund und hat zu viel Zucker.“, dann habe ich beobachten können, dass ich kurze Zeit später ein Eis esse oder Hunger auf Vanillepudding bekomme, natürlich lauwarm und selbstgemacht mit echter Vanille und leicht flüssig.

Wenn ich zu mir sage: „Ich muss jetzt dringend Eis essen, am besten 8 Kugeln mit einer doppelten Portion Sahne.“, dann merke ich einen kleinen Widerstand in mir, weil ich nicht gezwungen sein möchte, Eis zu essen. Ich habe in den vergangenen Tagen im Selbstversuch herausgefunden, dass ich an der Eisdiele, die direkt vor unserer Tür ist und an der ich jeden Tag vorbeigehe und die wirklich gutes Eis hat, vorbeikomme, wenn ich mich zwinge, dort zu kaufen. Dann lasse ich es. Also darfst Du auf das Feedback achten und mit Feedback meine ich das neue Verhalten, das Du dann bei Dir beobachten kannst.

Der Weg ist (relativ) egal

Es ist doch fast egal, wie Du das neue Verhalten erreichst. Du sollst Dich nicht peinigen und mies behandeln, obwohl Du das in Bezug auf unerwünschte Verhaltensweisen vermutlich bisher gemacht hast. Doch fest steht, dass Du mit allem, was Du bisher versucht hast, Deine Probleme nicht in den Griff bekommen hast. Vielleicht hast Du 300 verschiedene Diäten hinter Dir, hast zig miese Liebesbeziehungen gehabt, wurdest immer wieder von Menchen schlecht behandelt oder was auch immer Dein Problem ist. Und Du hast bestimmt Hunderte verschiedene Antworten gefunden, warum das so ist. Doch kein einziges neues (Verhaltens-) Feedback. Doch das ist das einzig Wichtige, was Du unbedingt erreichen darfst.
So ist meine Arbeit als Kommunikationstrainer für persönliche Veränderung: In meinen Seminaren gibt es zwar auch ein paar neue Antworten auf alte Fragen, aber egal was ich tue, mich interessiert nur, ob sich meine Teilnehmer nach dem Besuch meiner Seminare neu und anders verhalten. Wenn Du ab heute auch ein bisschen mehr darauf achtest, bekommst Du vielleicht weniger Antworten, dafür veränderst Du das, was wirklich zählt. Ob Du bei Dir, Deinen Kindern, Deiner Partnerin oder Deinem Partner oder auch im Job darauf achtest, spielt keine Rolle.

So macht Veränderung auf jeden Fall Spaß!